Dieses Jahr nehmen auch wir bei Get Lazy an der jährlichen Fashion Revolution Week teil. Die Fashion Revolution Week wurde gegründet, nachdem am 24. April 2013 das Rhana Plaza Hochhaus in Dhaka, Bangladesch einstürzte und dabei 1134 Näherinnen und Näher mit in den Tod riss. Dabei waren noch am Tag zuvor Risse im Gebäude festgestellt worden, weshalb die Polizei das Gebäude sperren ließ. Dennoch gingen an diesem 24. April die Textilarbeiter zur Arbeit, gezwungen von ihren Vorgesetzten, die sich der Gefahr bewusst waren, der sie ihre Arbeiter aussetzten.
Die konventionelle Textilindustrie
Heute scheint es, als hätte sich für die meisten Marken wenig geändert: Zumeist ist die Lieferkette undurchsichtig, die Marken wissen nicht einmal genau, wo sie produzieren lassen und unter welchen Bedingungen. Profit ist wichtiger, als menschenwürdige Standards zu implementieren und die Arbeiter – Männer, Frauen und Kinder in der Textilindustrie werden weiterhin ausgebeutet. Und das für den simplen Zweck kurzlebige, mit jedem Trend wechselnde Kleidung zu produzieren. Tausendfach das gleiche Modell, damit auch jeder es kaufen kann.
Die konventionelle Textilindustrie handelt sowohl im Bezug auf die Umwelt als auch ihre Arbeiter rücksichtslos. Das ist keine versteckte Wahrheit. Wir scheinen sie nur nicht sehen zu wollen. Genauso eingeschränkt betrachten wir den Strom von Flüchtlingen aus Syrien und anderen krisengeplagten Ländern. Menschen sind dort Krieg, Gewalt und zusammenbrechende Infrastrukturen ausgesetzt und fliehen, auf der Suche nach einem Ort, in dem ihre Kinder ohne Gewalt und Angst aufwachsen können. Dadurch, dass wir die Ankunft vieler Fremde in Europa mit Angst betrachten, scheinen wir zu vergessen, dass wir alle Menschen sind, die Sicherheit und minimale Menschenrechte verdienen.
Deutschland ist wohlhabend. Betrachten wir einen Moment unseren Reichtum am Beispiel der Textilindustrie. Wir sind reich genug, uns im Überfluss mit Kleidung eindecken zu können. Doch könnten wir uns diese Kleidung auch in solchem Ausmaß leisten, wenn alle Arbeiter in der Produktionskette angemessene und faire Bezahlung erhalten könnten? Wohl kaum. Basiert unser Wohlstand in der Kleidungsindustrie vielleicht auf der Ausbeutung und niedriger Lebensstandards von Menschen in anderen Ländern? Können wir also wirklich Menschen, die in ihrem Heimatland des Lebens bedroht sind, vorwerfen sie kämen, um sich an uns zu bereichern? Hinterfragen wir also unseren Wohlstand und billige Kleidung!
Ab sofort produzieren wir Slowfashion made in Germany
Aus diesem Grund haben wir bei Get Lazy uns dieses Jahr zur Fashion Revolution Week dazu entschlossen, mit Euch die Geschichte hinter unserer Kleidung zu teilen. Get Lazy verpflichtet sich seit seiner Gründung der Herstellung von Slowfashion. Kleidung, die nachhaltig und sozial verträglich hergestellt ist, damit man sich nach einem langen Arbeitstag mit einem besonderen Kleidungsstück belohnen kann. Daher freut es uns, mit der „Schneidermeisterei“ in Passau einen Partner gefunden zu haben, der unsere Vision teilt und es uns ermöglicht ab sofort komplett in Deutschland zu produzieren.
Besondere und regionale Kleidungsstücke aus der Schneidermeisterei
Elke Burmeister, Inhaberin und Gründerin der Schneidermeisterei, war eines Tages der Massenproduktion in der Kleidungsindustrie leid und entschloss sich, regional zu produzieren. „Kleidung ist heute einfach nichts Besonderes mehr. Wie kann ein Kleidungsstück besonders sein, wenn es in tausendfacher, billiger Ausführung hergestellt wurde und man nicht einmal weiß, wer es genäht hat? Letzte Woche habe ich hier in Passau eine Modenschau abgehalten und habe gemerkt, regionale Kleidungsproduktion trifft auch auf Nachfrage. Ich nahm auch die Muster von GetLazy mit und die Resonanz war durchweg positiv. Die Kunden merken, sie bekommen damit etwas Besonderes und hochwertiges, auch wenn sie einen höheren Preis dafür zahlen müssen“, sagt Frau Burmeister.
Ahmed unser Schneider aus Syrien
Bei der Gründung ihrer Näherei in Deutschland stieß Elke Burmeister jedoch auf einige Schwierigkeiten. Durch die Verlagerung der Textilindustrie in Billiglohn-Länder ist der Beruf des Schneiders in Deutschland am Aussterben: Frau Burmeister konnte keine ausgebildeten Mitarbeiter für die Schneidermeisterei finden. Doch Passau, wo sie lebt, liegt an der tschechischen und österreichischen Grenze und viele Flüchtlinge gelangen dort nach Deutschland. So kam sie auf die Idee, unter Flüchtlingen nach Schneidern zu suchen und füllte eine Anfrage auf der Seite workeers.de aus. Sie war überrascht, wie viele Flüchtlinge sich auf ihre Anfrage meldeten.
Inzwischen möchte sie ihren syrischen Mitarbeiter Ahmed nicht missen. „Sowohl persönlich als auch beruflich habe ich viel von ihm gelernt. Daher sehe ich ihn auch eindeutig als Kollegen und nicht als Angestellten!“ Ahmed ist ausgebildeter Schneider aus Aleppo, wo er seine eigene Schneiderei mit vielen Angestellten führte. Vor mehr als einem Jahr, als die Situation in seiner Heimatstadt brenzlig wurde, floh er mit seiner Frau, Mutter und den drei kleinen Kindern in die Türkei. Dort war der Plan durch Bulgarien nach Nordeuropa zu gelangen. Doch in Bulgarien wurde die Familie getrennt, als die bulgarischen Behörden Ahmed grundlos und illegalerweise ins Gefängnis warfen und die Familie in die Türkei zurückgeschickt wurde. Ahmeds einzige Möglichkeit aus dem Gefängnis zu kommen, war Asyl in Deutschland zu beantragen. Aus diesem Grund hat Ahmed immer noch nur einen „Duldungsstatus“ in Deutschland, auch wenn er fest angestellt ist, den Staat keine Kosten bereitet und fleißig am Deutsch lernen ist.
Wir bei Get Lazy haben uns dazu entschlossen, ab diesem Jahr nur noch in Passau in der Schneidermeisterei produzieren zu lassen. Wir sehen diese Schneiderei als ein Projekt, welches konform mit unserer Vision ist. Wir wollen nicht nur nachhaltige Kleidung produzieren, sondern die Welt zu einem besseren Ort machen. Zudem wird Elke Burmeister durch mehr Aufträge von Get Lazy in der Lage sein, mehr Flüchtlinge einzustellen und ihnen faire Löhne, sowie eine sicherere Arbeitsstelle zu bieten. Und wir bei Get Lazy? Wir produzieren ab sofort nachhaltige Kleidung, vollständig made in Germany – refugee style!
Refugee Style – Fähigkeiten, welche wir in Deutschland nicht haben
Frau Burmeister: „Die Menschen nehmen Flüchtlinge eher als Gefahr für ihre Religion oder Arbeitsplätze wahr. Doch durch Ahmed habe ich gelernt, dass sie eine große Bereicherung für uns sein können. Wenn wir 300 Jogginghosen für Get Lazy produzieren müssen, kann Ahmed die Produktion managen. Zudem ist seine Handwerkskunst der Schneiderei klasse! Diese beiden Fähigkeiten gehören in Deutschland zu unterschiedlichen Ausbildungen. Er bringt Fähigkeiten mit sich, welche wir in Deutschland in dieser Kombination gar nicht haben. Wir vergessen zu sehen, dass Flüchtlinge Möglichkeiten und Fähigkeiten mitbringen und eine große Bereicherung sein können.“
Get Lazy ist stolz darauf, Flüchtlinge zu integrieren und von ihnen zu lernen. Dadurch sind wir in der Lage die Geschichte unserer Kleidung mit gutem Gewissen zu erzählen und können einzigartige Kleidung herzustellen.